Chronik der 
Vluyner Klompenfreunde

Die Vluyner Klompenfreunde

Im Brauchtum verwurzelt - aus Tradition gewachsen

Eine alte, am Niederrhein selten gewordene Tradition hat in Vluyn noch heute Bestand: der Klompenball.  

Wir Klompenfreunde sind stolz darauf und freuen uns über diese Anerkennung.

Die „Vluyner Klompenfreunde“ sind eine Interessengemeinschaft, zur Pflege des Brauchtums rund um die Tradition des Holzschuhtragens. Jeder, der Interesse an der Pflege dieses Brauchtums hat, zieht seine Klompen an und macht mit beim traditionellen "Vluyner Klompenball“, der jährlich – eine Woche nach Pfingsten am Kirmesmontag – stattfindet.

Das genaue Entstehungsdatum dieses Volksfestes ist unbekannt, liegt aber noch weit vor Beginn des 20. Jahrhunderts. Damals schon kamen die Bauern am Kirmesmontag beim Mittagsläuten in ihrer Arbeitskleidung (blauer Beus- also strapazierfähiger Leinenkittel, schwarze Hose und strohgefüllte Klompen) vom Feld, um mit einem Tänzchen im Festzelt die Kirmes zu „begraben“. Naserümpfend wurden sie von den bürgerlichen Vluynern beäugt mit den Worten: „Nou kume de Buuren on maken ühren Klompenball.“  (Nun kommen die Bauern und machen ihren Klompenball)

Das heutige „Out-fit“ der Klompenfreunde (blauer Kittel, schwarze Hose, Klompen) ist auf die Arbeitskleidung der ländlichen Bevölkerung von früher zurückzuführen; die weiblichen Klompenfreunde haben sie durch das Tragen ländlicher Mode angepasst. Dies entspricht etwa dem Dirndl, wie die Frauen sie auf dem berühmten bayrischen "Oktoberfest" tragen. Für alle gehört inzwischen das rote Tuch mit dem Wappen der Klompenfreunde dazu.

Aus Erzählungen wissen wir, dass bereits im Jahre 1925 eine kleine Gruppe Vluyner Kirmesbesucher aus ihrer Mitte den ersten Kirmeskönig und die erste Kirmeskönigin wählten.
Es waren Heinrich Vutz und Grete Schweitzer.
Im darauffolgenden Jahr wurden die beiden von zu Hause abgeholt. Das Kirmes-Königspaar spendierte eine Stärkung in Form eines Umtrunks und belegten Broten, bevor man sich in einem kleinen Umzug auf den „langen“ Weg zum Festzelt machte. 

In Ermangelung einer Fahne die voraus flattern sollte, wurde kurzerhand ein Schrubber mit übergehängtem Aufnehmer hierzu umfunktioniert. Dieses Kirmesvergnügen geriet aus den uns allen bekannten Gründen der Geschichte über viele Jahre in Vergessenheit.

1950 waren es Alfred Oswald und einige Vluyner und Neufelder Bürger (Neufeld gehörte damals noch amtlich zu Vluyn, heute nur noch gefühlsmäßig), die diese Tradition wieder aufleben ließen und am Montagmorgen auf Klompen zur Vluyner Kirmes erschienen, um wieder einen Klompenball ins Leben zu rufen. Seitdem heißt die Gemeinschaft „Vluyner Klompenfreunde“.

1952 kürte Alfred Oswald den ersten Klompenkönig.
Heinrich Ramacher mit seiner Frau Erna als Königin.
Eng mit der bäuerlichen Tradition verbunden, hängte man ihm als Zeichen seiner Königswürde eine Kuhkette um, die Königin (damals scherzhaft „schmückendes Beiwerk“ genannt) erhielt ein Bastkränzchen. Besiegelt wurde das Ganze mit einem Schluck aus dem Klompen. Diese drei Insignien sind traditionsgemäß bis heute erhalten geblieben.
Die Namen aller Klompenkönige sind auf den an der Kuhkette befestigten Plaketten eingraviert. Dadurch hängt dem jeweiligen König mittlerweile ein Gewicht von rd. 3,5 kg am Nacken.

Seitdem wurde jedes Jahr ein neues Klompenkönigspaar ernannt. Jeder, der mit Leib und Seele Klompenfreund ist, kann einmal im Leben Klompenkönig werden. 

Ein Vluyner Klompenkönig wird nicht gewählt!
Er wird vom 1. Vorsitzenden aus der großen Zahl der Klompenfreunde ausgesucht und gefragt, ob er der nächste Klompenkönig sein möchte.

Dies weiß dann nur das Klompenkönigspaar und der 1. Vorsitzende; das ist dann Vluyns bestgehütetes Geheimnis. Es werden jedes Jahr interne Wetten abgeschlossen, wer denn diesmal wohl die Königswürde erhält und damit für ein Jahr die Vluyner Klompenfreunde repräsentiert.

Waren es 1950 etwa 25 klompenbesessene Fans, so stieg die Zahl im Laufe der Jahre auf etwa 400 Freunde „op Klompen“ aller Altersgruppen und aus allen Bevölkerungsschichten, die das Kernstück dieses Volksfestes bilden. 
Es ist vor allem der Initiative von Alfred Oswald zu verdanken, dass durch die immer größere Beliebtheit des Klompenballs, dieses Volkfest weit über die Grenzen unserer Stadt bekannt ist. 

Bei den Vluyner Klompenfreunden können alle mitmachen. Sie sind nämlich kein Verein mit Statuten, eingetragener Mitgliedschaft und Beiträgen. Wem Tradition und Brauchtum am Herzen liegen und wer Spaß daran hat dies zu pflegen, ist bei den Klompenfreunden willkommen. Da die ständig wachsende Zahl der Klompenfreunde die Verantwortung eines einzelnen überforderte, gründete Alfred Oswald das sogenannte Klompenkomitee. 

 

Es sind 14 Männer, die in einzelnen Sitzungen während des ganzen Jahres darüber beraten, was geplant, organisiert und entschieden werden muss, um eine Gemeinschaft dieser Größe zu überschauen und zu führen. Sie werden dabei von zahlreichen fleißigen Händen unterstützt und vertrauen hierbei auf Ideenreichtum, handwerkliches Geschick und Einsatzbereitschaft aller Beteiligten. 

 

Neben der Organisation des Klompenballs wird alljährlich eine Radtour für groß und klein mit Picknick (50-80 Teilnehmer) und eine Fahrt ins Blaue (ca. 50 Teilnehmer) veranstaltet.

Für seinen unermüdlichen Einsatz, das bäuerliche Brauchtum des Klompenballs wieder zu beleben, zu erhalten und zu pflegen und diese Tradition über viele Jahre weiterzuführen, erhielt Alfred Oswald in den 90er Jahren den Ehrenring der Stadt Neukirchen-Vluyn.
1991, nach 41 Jahren, gab Alfred Oswald das Amt des 1. Vorsitzenden ab. Das Klompenkomitee ernannte ihn spontan und einstimmig zum Ehrenvorsitzenden.

Nach einem Übergangsjahr in dem sich der langjährige 2. Vorsitzende, Siegfried van den Boom, um die Geschicke der Klompenfreunde kümmerte, wählte das Klompenkomitee einstimmig einen neuen 1. Vorsitzenden.

Karl-Heinz Möhlendick übernahm 1992 diesen Posten und setzte das Werk Alfred Oswalds fort. Unter seiner Führung wuchs der Bekanntheitsgrad der Klompenfreunde und zahlreiche neue Aktivitäten kamen hinzu. Die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und Gemeinschaften wurde verstärkt, indem die Veranstaltungen gegenseitig durch Besuche kleiner- oder größerer Abordnungen unterstützt wurden. So kam es dazu, dass immer mehr neue Kontakte geknüpft wurden, die auch über unsere Stadtgrenzen hinausgehen. 

Höhepunkte in der Geschichte der Vluyner Klompenfreunde waren Einladungen der Staatskanzlei NRW  zu den Vereinsumzügen innerhalb der Feierlichkeiten der jährlichen NRW-Tage ab 2008. 
Eine besondere Ehre war für die Vluyner Klompenfreunde, als sie auf Empfehlung der Staatskanzlei NRW eine Einladung zum Deutschlandtag 2012 in München erhielten. Hier durften sie mit einer kleinen Abordnung  bei der Veranstaltung „Ganz Deutschland in Festtagstracht“ des Land NRW vertreten. 

Für seine langjährige Tätigkeit als 1. Vorsitzender der Klompenfreunde  und die damit verbundene weitere Entwicklung  der Gemeinschaft wurde Karl-Heinz Möhlendick am 16. März 2016 der Ehrenring der Stadt Neukirchen- Vluyn verliehen.

Seit 2016 ist Holger Teller 1. Vorsitzender der Vluyner Klompenfreunde.

In Ermangelung von Mitgliedsbeiträgen bestreiten die Vluyner Klompenfreunde  bisher ihre beischeidenen Finanzen ausschließlich durch Sponsoring und Spenden sowie durch selbst erwirtschaftete Einnahmen (Verkauf von Tüchern, Abzeichen usw.).

Um die Finanzierung für die Zukunft sicherzustellen, wurde im Jahr 2020 ein Förderverein „Klompenfreunde“ gegründet.
Danach fielen leider zwei Klompenbälle Coronabedingt aus.

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